Rückruftraining: Häufige Fehler, drei Methoden und Tipps
Nichts ist ärgerlicher, gefährlicher und peinlicher als … dass der Hund nicht kommt, wenn man ihn ruft. Die Redaktion von DER HUND stellt heute exklusiv online auf dieHundeschulen.de häufige Fehler und drei Wege und Tipps für ein gelungenes Rückruftraing vor.
Häufige Fehler beim Rückruf des Hundes:
- Hundehalter verwenden zu viele verschiedene Befehle für den Rückruf, zum Beispiel „Hier“, „Komm“, „Bei Fuß“ etc.
- Hundehalter wiederholen das Rufkommando zu oft, wenn der Hund beim ersten Rückruf nicht kommt (gilt nicht für den Anker beim doppelten Rückruf).
- Hundehalter laufen dem Hund entgegen oder gar nach, was sich zu einem – für den Hund spaßigen – „Fang mich“-Spiel entwickelt.
- Hundehalter zeigen eine abweisende oder bedrohliche Körpersprache beim Rückruf, zum Beispiel stehen sie steif da oder beugen sich über den Hund.
- Hundehalter belohnen zu wenig oder nicht spannend genug beim Rückruftraining.
- Hundehalter üben den Rückruf zu selten in reizarmen Situationen.
- Hundehalter leinen ihren Hund nach dem Rückruf immer gleich an und führen ihn weg von Spiel und Spaß.
Drei Methoden und praktische Tipps für’s Rückruftraining
1. Der Klassiker
Bei dieser Methode, die besonders für Welpen geeignet ist und von vielen Hundeschulen und -vereinen empfohlen wird, nützt du alle Situationen aus, in denen dein Hund das gewünschte Verhalten von selbst zeigt. Das heißt: Wenn der Hund nicht kommt, wenn du ihn rufst, dann wartest du ab, bis er sich auf dich zu bewegt, was bei Welpen recht häufig geschieht. Dann hockst du dich blitzschnell hin, was allein schon seine Aufmerksamkeit erhöhen dürfte. Öffne dazu einladend deine Arme und locke ihn mit hohen Tönen heran. Erst wenn dein Hund kurz vor dir ist, gibst du dein Rückrufkommando – so verknüpft er es damit, dass er in deiner Nähe gekommen ist. Dann gibt es eine dicke Belohnung: tolles Futter, ein Spielzeug oder auch eine Knuddeleinheit, je nachdem, was dein Hund toll findet.
Wenn dein Hund nicht kommt, weil er so mit etwas beschäftigt ist, dass er dich gar nicht mehr wahrnimmt, kannst du ihn durch Händeklatschen, hohe Töne oder Ähnliches aufmuntern, dir nachzulaufen. Dabei entfernst du dich rückwärts oder seitlich von ihm weg. Wenn er dir nachläuft, wirst du allmählich langsamer und bleibst dann stehen oder gehst in die Hocke. Auch in diesem Fall gibst du deinem Hund das Rückrufkommando erst, wenn er knapp vor dir ist. Und die Belohnung nicht vergessen!
Klappt das Rückruftraining schon sehr gut, erhöhst du schrittweise die Distanzen, in denen du das Rückrufkommando gibst. Später baust du dann bewusst Ablenkungen ein und reduzierst die Belohnungen.
2. Der Weg mit der langen Leine
Hierzu brauchst du zwei Schleppleinen, eine von rund fünf Metern Länge und eine, die – je nach Geschicklichkeit des Halters – zwischen zehn und 20 Meter lang ist. Dazu verwendest du am besten ein Brustgeschirr.
Fange mit der kürzeren Leine an. Lasse den Hund laufen. Bevor er am Ende der Leine angekommen ist, rufst du ihn zurück. Macht er sich gleich auf den Weg zu dir, wird er tüchtig gelobt.
Wenn der Hund nicht kommt, forderst du ihn mit Händeklatschen, hohen Tönen oder Ähnlichem auf, sich in deine Richtung zu bewegen. Zur Not geht das auch mit einem kurzen und feinst dosierten Leinenruck – oder indem du dich rückwärts entfernst. Wichtig dabei: Keinesfalls das Hörsignal wiederholen, denn dein Hund soll aufs erste Kommando gehorchen und nicht erst aufs zweite, dritte, vierte oder … Ebenso wichtig: Wenn der Hund nicht kommt, keinesfalls den Hund heranangeln. Dein Hund muss dich selbstständig ansteuern! Ist er bei dir angelangt, erhält er eine ordentliche Belohnung.
Später vergrößerst du die Distanz, indem du die längere Schleppleine verwendest. Zusätzlich setzt du Verleitungen ein und belohnst beim Rückruftraining sparsamer.
Sitzt der Rückruf dann sicher, geht es ans Abgewöhnen der langen Leine: Hierzu behaltest du die Entfernung bei, aus der du deinen Hund abrufst. Dafür schneidest du die Leine schrittweise jeweils in maximal 50 Zentimeter langen Stücken ab. Fatal wäre es, gleich ganz auf die Schleppleine zu verzichten, denn dein Liebling würde die große Freiheit allein schon aufgrund des plötzlich geringeren Gewichts am Hals merken. Kürzt du die Schleppleine nur stückchenweise, vermeidest du diesen Effekt.
3. Der doppelte Rückruf
Diese Methode würdigt besonders, dass der Rückruf sich aus vier verschiedenen Bausteinen zusammensetzt: (a) das Abbrechen des bisherigen Verhaltens, wenn der Hund nicht kommt, (b) die Neuorientierung auf den Halter, (c) das Zurückkommen und (d) das Beim-Halter-Bleiben. Wie der Name schon sagt, besteht der doppelte Rückruf aus zwei Teilen, die getrennt geübt werden.
Der erste Teil ist das so genannte Umorientierungssignal. Er dient dazu, die Aufmerksamkeit des Hundes auf dich zu lenken, wenn der Hund bei ersten Rückruf nicht kommt. Dazu wählst du ein Wort oder einen Laut, den dein Hund noch nicht kennt. Zum Einüben gibst du dieses Signal, wenn er ganz in deiner Nähe ist, und gleich darauf eine Belohnung. Damit lernt dein Liebling, dein Signal mit deiner positiven Zuwendung zu verknüpfen.
Der zweite Teil ist der Anker, der deinen Hund zu dir zurückholen soll. Dazu animierst du deinen Hund, auf dich zuzukommen – etwa, in dem du ihn mit Futter oder einem Spielzeug lockst. Während er auf dich zuläuft, gibst du dein Ankersignal, und zwar immer wieder, bis er bei dir ist. Dein Signal soll nicht wie eine Kette einzelner Befehle wirken, sondern wie ein ständiges Anfeuern. Hierzu eignen sich kurze Worte wie ein „Ja, ja, ja“. Ist dein Hund bei dir angelangt, gibt’s die Belohnung.
Auch hier kannst du später den Schwierigkeitsgrad mit Ablenkungen erhöhen und die Belohnungen kleiner ausfallen lassen.